EZB Gebäude in Frankfurt am Main – Photo by Charlotte Venema on Unsplash
Die EU-Staaten waren zu Beginn 2020 mit rund 11,06 Billionen Euro verschuldet. Doch woher bekommen die Staaten das Geld? Gibt es ein reiches Land, welches Geld an alle anderen Länder verleiht? Nein! Diese Aufgabe steht der Europäischen Zentralbank, kurz EZB, zu. Und um genau diese soll es in diesem Beitrag gehen: Was genau ist die Aufgabe der EZB und welchen Einfluss hat diese auf die Ersparnisse der Bundesbürger*innen?
Seit Einführung des Euros haben mittlerweile 19 EU-Staaten mit insgesamt rund 342,81 Millionen Bürger*innen die neue Währung eingeführt [1] . Damit stellt die Eurozone den zweitgrößten Wirtschaftsraum nach den USA. Um eine gemeinsame Währung für diese 19 EU-Staaten zu etablieren, benötigt es auch eine gemeinsame Geldpolitik, die unter anderem den Wert des Euros sichern soll. Diese Aufgabe, also die Stabilität des Euros, hat die EZB inne [2] . Die EZB kontrolliert und steuert, wie viel Geld in der Eurozone im Umlauf ist. Wenn zu viel Geld im Umlauf ist, dann kommt es zu einer Inflation. Wenn jedoch zu wenig Geld im Umlauf ist, kommt zu einer Deflation. Beide Szenarien sind nicht gut für die Wirtschaft und es gilt beide Extremfälle zu vermeiden.
Stattdessen wird versucht, eine Inflation von unter 2 Prozent pro Jahr zu erreichen. Warum? Damit die Kaufkraft der Bürger*innen aufrechterhalten wird. Denn wenn die Preise dauerhaft günstig bleiben, so hoffen die Käufer*innen auf einen noch günstigeren Preis und warten mit ihrem Einkauf noch etwas ab. Wenn die Preise jedoch jährlich ansteigen, werden die Investitionen in der Regel lieber heute als morgen getätigt. Das ist gut für unsere Wirtschaft.
Die EZB ist jedoch keine Bank für den “Normalbürger”, wo alle Bundesbürger*innen einen Kredit beantragen können. Sondern sie ist eine Bank für Banken. Und auch wenn die EZB eine politisch unabhängige Bank ist, so kann sie dennoch nicht tun und lassen, was sie möchte. Denn sie muss Rechenschaft vor dem Europäischen Parlament ablegen [3].
Es ist die Aufgabe der EZB, die Interessen von allen EU-Staaten gleichermaßen zu berücksichtigen. Und genau das macht die Aufgabe der EZB auch so schwierig. Denn es gibt Länder, denen es zur Zeit (relativ) gut geht und es gibt Länder, die derzeit auf finanzielle Hilfen angewiesen sind.
Neben der Preisstabilität soll die EZB außerdem die Wirtschaftspolitik der Europäischen Union unterstützen [4]. Um diese beiden Aufgaben, also die Preisstabilität und die Unterstützung der Wirtschaft, zu erreichen, hat die EZB verschiedene Möglichkeiten, wie den Leitzins oder ein Offenmarktgeschäft [5] .
Leitzins ist das wohl wichtigste Werkzeug der EZB und alle, die sich mit dem Thema Finanzen auseinandergesetzt haben, haben das auch sicherlich schon das ein oder andere Mal gehört. Aber was genau ist ein Leitzins?
Der Leitzins wird regelmäßig von der EZB neu festgelegt und bestimmt, wie viel Geld die Banken zahlen müssen, die sich Geld bei der EZB leihen. Aber auch wie viel Geld die Banken bekommen, die ihr Geld bei der EZB lagern.
Zur Zeit (Oktober 2020) verleiht die EZB Geld zu einem Zinssatz von 0 Prozent [6] . In der Praxis bedeutet dies, dass sich Banken zu sehr günstigen Konditionen Geld leihen können. Dadurch müssen auch wir als Bürger*innen wenig Zinsen auf unsere Kredite zahlen. Die EZB bestimmt also nicht direkt die Zinsen und Kreditrahmen von uns Bürger*innen, bestimmt diese aber indirekt mit.
Hinzu kommt sogar, dass die Banken, die derzeit Geld bei der EZB lagern, einen Strafzins von 0,5 Prozent zahlen [7] . Es ist also derzeit teurer das Geld “liegenzulassen”, als es auszugeben bzw. durch Kredite in Umlauf zu bringen.
Das Ziel der EZB scheint hier ganz klar zu sein: Geld in die Wirtschaft pumpen und so für mehr Wachstum sorgen [8] .
Photo by Carlos Muza on Unsplash
Wer ein Haus oder eine Eigentumswohnung erwerben möchte, der nimmt in der Regel einen Kredit auf, da er in dem Moment mehr Geld ausgeben möchte, als zur Verfügung steht. Ähnlich geht es auch den Staaten – nur, dass diese eben kein Haus bauen möchten. Doch wer gibt den Staaten das Geld?
Auch hier hat die EZB ihre Finger im Spiel. Denn wenn ein Land Schulden machen möchte, dann vergibt es Staatsanleihen. Der Erwerb dieser Anleihen steht jedem zu. Man borgt dem Land Geld und bekommt es nach einem festgelegten Zeitraum mit Zinsen zurück. Jedoch ist bei manchen Ländern das Ausfallrisiko zu hoch und sie werden ihre Staatsanleihen nicht los. Aber nicht nur in finanziell schlecht aufgestellten Ländern gibt es Probleme die Staatsanleihen loszuwerden. Sondern auch hier bei uns in Deutschland. Denn auf unsere Staatsanleihen bekommen wir derzeit 0,0 % Zinsen. Sprich: Unser Geld verliert sogar bei einer Investition in Staatsanleihen an Wert. Denn die Inflation ist höher als der Zins.
Wenn das der Fall ist, springt die EZB ein und kauft Staatsanleihen, um Geld in die Wirtschaft des kriselnden Landes zu bringen. Das nennt sich auch “Offenmarktgeschäft” [9] .
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Doch woher nimmt die EZB das Geld? Wird dann in mehreren Schichten rund um die Uhr Geld gedruckt? Na ja, nicht ganz! Vieles geschieht über Buchgeld – wie auch in den Leben von vielen von uns.
Buchgeld oder auch Giralgeld wird von einem Konto zum anderen übertragen, ohne dass Bargeld im Spiel ist. Beispielsweise über eine Überweisung, Online-Bezahlsysteme oder Kartenzahlungen [10] .
Heute ist deutlich mehr Buchgeld im Umlauf als Bargeld. Das Verhältnis von Bargeld zu Buchgeld beträgt zur Zeit 1:4 [11] . Durch Buchgeld kann jedoch auch neues Buchgeld geschöpft werden. Viele von uns denken, dass das angelegte Geld auf der Bank dafür genutzt wird, es an andere zu verleihen, die es dann mit einem Zinssatz zurückzahlen. Doch das stimmt leider nicht mehr ganz. Denn neben den Einlagen der Kunden können Banken auch Refinanzierungskredite bei Zentralbanken aufnehmen [12] . Dadurch, dass die Banken die Ersparnisse der Sparer*innen gar nicht mehr benötigt, erhalten diese weniger Zinsen auf ihr Erspartes.
Heute im Oktober 2020 bekommen Sparer*innen durchschnittlich 0,06 % Zinsen, bei einigen Banken sogar 0,0 % [13] .
Kreditinstitute betreiben Geldschöpfung, indem sie Kredite vergeben. Geschäftsbanken dürfen ein Vielfaches ihrer Einlagen als Kredite verleihen. Dafür müssen sie nur gerade einmal 1 % der Kreditsumme bei der EZB hinterlegen [14].
Schauen wir uns das einmal an einem praktischen Beispiel an: Ein Kunde/ eine Kundin beantragt einen Kredit bei der Bank über 1.000 €, um sich ein gebrauchtes Auto zu kaufen. Die Bank muss dann nur 10 € bei der EZB als Sicherheit hinterlegen. Die 1.000 € werden als Buchgeld (Giralgeld) auf das Konto des Kunden/der Kundin gut geschrieben. Es entstehen also mehr oder weniger aus dem Nichts 990 €, die der Kunde/ die Kundin dann an den Autoverkäufer/ die Autoverkäuferin übergibt [15] – und es so in die Wirtschaft spült.
Die Frage, die sich jetzt aber für die Bürger*innen stellt, ist: Wenn ich für meine Ersparnisse nur einen Niedrigzins erwarten kann, weil der Leitzins gerade so gering ist und die Bank meine Ersparnisse nicht einmal mehr benötigt, um Kredite zu vergeben, weil sie das benötigte Geld von der EZB erhält, wieso sparen wir dann? Oder anders gefragt: Ergibt es Sinn, mein Geld anders anzulegen, um keinen Wertverlust meiner Ersparnisse zu erleiden?
Das erfahrt ihr in unserem nächsten Beitrag in zwei Wochen.
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